Denkmalenthüllung – Bericht des Regimentsphilosphen

Ein Bericht und Erlebniserzählung

 Es war das Ende eines langen Weges, die Denkmalenthüllung der Flamme des Friedens, aber dennoch ist es nicht das Ende als solches, sondern der Anfang eines Weges, der den Geist und Sinn erst erfüllen wird müssen, wenn es nicht nur ein Event sein und bleiben soll.

Aus einer Idee unseres Regimentskommandanten entwickelte sich ein großartiges Ereignis. Lang war der Weg. Doch es hatte sich sehr wohl gelohnt diesen Weg zu gehen.

Kaum die Idee ausgesprochen sprang der damalige Landesleiter der Peacekeeper für Vorarlberg Chefinsp. IR Hans-Peter Nigmann auf den Zug auf und unterstützte Oberst d. Inf. Jordan von Anfang an bis zur feierlichen Enthüllung der Flamme des Friedens. Und so begannen die ersten Kontakte zu reifen zwischen Persönlichkeiten in Sappada und unserem Regiment in Vorarlberg. Als erstens musste die Präsidentin der Flamme des Friedens, Herta Habsburg-Lothringen von der Idee überzeugt werden. Es kam hier der Umstand zu Gute, dass Sappada an der Quelle des Piave liegt, jenen Gebirgsbach, der zum Fluss angewachsen in der Adria mündet und im ersten großen Krieg zwischen Italien und Österreich eine Frontlinie von den Bergen bis zum Meer war.

Seit einigen Jahren haben wir allgemein ständig Gedenkereignisse und Jubiläen, welche wir feiern oder feiern sollten. Und da 1915 Italien in den Krieg gegen Österreich eintrat, war es nur logisch und natürlich, dass heuer im Jahr 2015, also hundert Jahre danach, die Flamme des Friedens mehr als nur eine Berechtigung hat, diesem Ereignis zu gedenken. Und wer dabei war, steht in einer Landschaft, in welcher die Vorstellung, dass unsere Vorfahren hier einmal in und auf den Bergen sich gegenüberstanden und kämpften. Heute fragen wir uns zu Recht, welche Geister damals haben unsere Vorfahren nur in die Berge geschickt. Denn es ist nicht alleine die grandiose Landschaft, die uns heute diese Vorstellung sehr schwer macht, dass es damals Wirklichkeit war.

In den Bergen konnte keine Seite diesen Krieg gewinnen. Zumal die Menschen in den Bergen selbst nichts gegen die jeweilige Seite gehabt hat, denn für Alpinisten sind die Berge die Gegner und nicht die Menschen. Aber das hatte damals keine Bedeutung gehabt, zumindest nicht für diejenigen, die glaubten, es sein entscheidend. Nun hundert Jahre danach sehen wir natürlich die Ereignisse völlig anders. Bergmenschen sind nun einmal ein eigener Schlag, sie verstehen sich besser, als Stadtmenschen, die weit von den Schauplätzen weg sind.

Gut, die Kontakte wurden mit dem Vorteil geknüpft, dass gerade durch die Biographie von Chefinsp. iR Hans-Peter Nigmann bereits tiefe persönliche Beziehungen vorhanden waren. Und mit diesen Beziehungen konnte dann auch Oberst d. Inf. Jordan weiterarbeiten und so entstand weitere intensive Kontakte mit dem Bürgermeister Manuel Piller Hoffer und seiner Projektleiterin der Kulturchefin von Sappada, Dr. Marcella Benedetti. Dies war insbesondere durch die Vermittlung der Hoteliers Mariarosa und Giorgio Piller Roner möglich. So waren dann die ersten Schritte getan und in Sappada organisierte Mariarosa und Giorgio Piller Roner noch weitere Kontakte den Alpini, zum Alpinichor Sorgente di Piave, sowie Politikern aus der Region, der Geistlichkeit und dem Militär.

Der Alpinichor wurde schon 2012 im Rahmen des Bundestreffens der Vereinigung österreichischer Peacekeeper durch den damaligen Landesleiter Chefinsp. iR Hans-Peter Nigmann nach Vorarlberg eingeladen und so wuchsen die Wurzeln zwischen Sappada und Vorarlberg. Daraus hatte sich dann auch die aktive Mitwirkung bei der Flamme des Friedens ergeben. Denn der Alpinichor gestaltete die musikalische Umrahmung der Feierlichkeit. Aus Österreich war für die musikalische Begleitung das bekannte und hervorragende Wiener Duo angereist, welches bereits beim Empfang am Freitag für die bereits angereisten Teilnehmer aufspielte.

Durch die Vorbereitungen zu diesen Feierlichkeiten, diese waren mit einem nicht zu übersehendem Arbeitsaufwand verbunden, wurden und wuchsen die Kontakte immer mehr zusammen. Ein Kontakt kam zum Anderen und so war eine Grundlage geschaffen, die mehr als nur einen Veranstaltungscharakter hat. Vielmehr hat sich so der Geist der Flamme des Friedens in ein praktisch zu lebendes Verhalten ausgewirkt und es ist für uns vom Regiment auch das beste Argument für den Geist der Donaumonarchie, welchen wir schließlich leben und praktizieren wollen.

Nun, seit ich vor mehr als einem Jahr davon erfahren habe, dass in Sappada die Flamme des Friedens ein Denkmal errichtet werden soll und wir dabei sein werden, wuchs in mir eine innerliche Freude, dass ich in die Region komme, in welcher mein Großvater vor hundert Jahren als Artillerieoffizier an die Front befohlen wurde. Wäre damals der Krieg nicht gewesen, hätte mein Großvater sicher die Bergwelt so erkundet. Doch die Vergangenheit ist der Boden, auf dem wir aufbauen und aus den Ereignissen lernen können. Und ich schreibe bewusst können, weil es in jeder Zeit immer genügend Menschen gibt, die nicht lernen wollen. Ein Lernen müssen hilft auch nicht. Wer es nicht aus dem eigenen Inneren her begreift, was soll dieser Person dann erklärt werden.

Da ich jedoch bei der Organisation selbst nicht aktiv beteiligt war, sondern vor allem durch Oberst Robert Jordan die administrative und technische Arbeit wahrgenommen wurde, konnte ich mich rein geistig, spirituell auf dieses Wochenende vorbereiten. Und wie es sich dann her-ausgestellt hat, es hat meine Vorstellungen und Träume weit mehr als nur übertroffen. So habe ich mich zwar zwischen zwei Großveranstaltungen entscheiden müssen und die Wahl fiel naturgemäß auf Sappada.

Als dann die Zeit gekommen war uns auf den Weg zu machen am Freitag dem 25. September 2015, war ich nur gespannt auf das Wetter. Dass ich mitten in der Nacht um 06.45 Uhr am Feldkircher Busplatz mich zu stelle habe, weil mich unser Oberst dort abholt, empfand ich zwar als eine unmenschliche Zeit, fast schon menschenrechtswidrig, aber was tut man nicht Alles für eine Idee. So fuhren wir zu dritt, Oberst Jordan und Major Jordan und ich in Richtung Sappada. Mit zunehmendem Tag wurde auch das Wetter immer besser bis es schöner nicht sein konnte. Gott persönlich hatte wohl ein Einsehen gehabt und die Freude auf das Wochenende mit uns geteilt, anders kann ich mir das Wetter an diesem Wochenende nicht erklären.

So rollten wir gegen Mittag in Sappada ein und bezogen das Hotel Haus Michaela. Die Eigentümer des Hotels war auch schon beim Geburtstagsfest unseres Regimentsinhabers in Alkersdorf mit der Kulturchefin von Sappada dabei. Im Hotel fanden dann gegen 17.00 Uhr der offizielle Empfang und die Begrüßung der bereits anwesenden Gäste statt. Obwohl der Cheforganisator langsam nervös wurde, weil die Hauptpersonen, die Präsidentin der Flamme des Friedens und ihr Gatte, unser Regimentsinhaber bis dahin noch nicht angekommen waren, hatten die anderen Gäste derweil die Chance sich miteinander zu unterhalten. Doch kurz vor 17.00 Uhr sind dann Herta und Sandor von Habsburg-Lothringen angekommen.

Da wir in Italien waren, waren wir sowieso etwas auf eine gewisse Lockerheit eingestellt, welches zumindest für mich kein Problem darstellte.

Bei der offiziellen Begrüßung und Empfang konnte mir zwar niemand erklären, warum wir Alle im Raum herumstanden, obwohl es genügend Stühle gab, die jedoch nur von Wenigen auch dazu benutzt wurden, wofür sie gemacht sind, zum Sitzen. Doch das sei nur eine Bemerkung von mir. Das Wiener Duo brachte die anwesende Gesellschaft musikalisch in die richtige Stimmung. Und wie es sich herausstellte, war vom Wiener Duo der Hornist Angehöriger der Katholisch-Österreichischen Landsmannschaft Josephina, was dazu führte, dass er das Wochenende in Couleur verbrachte, weil ich selbst als Vertreter des akad. Corps Wasgonia anwesend war. Somit waren auch Vertreter akademischer Bünde vor Ort, die einen Bezug zum Hause Habsburg haben.

Nun, nach dem Empfang und der Begrüßung im Hotel Michaela brach dann die Gesellschaft auf um den alten Ortskern von Sappada bei noch Licht zu erkunden. So gingen wir zwischen alten Häusern und auf optimal gepflasterten Wegen in heftigen Gesprächen miteinander durch den Ortskern. Alleine die optische Wirkung war, dass niemand von den Österreichern das Gefühl hatte in der Fremde zu sein. Die Häuser könnten auch in Österreich in den Bergen stehen. Nein, es ist keine Lederhosenarchitektur, wie sie im Tourismusland Tirol gepflegt wird, weil die Architekten und Bauherrn sich der Einbildung unterwerfen, dass dies die Touristen mögen. Eine vorgefertigte und vereinheitlichte volkstümliche Kultur ist in Sappada nicht vorhanden und wird mit Sicherheit auch nicht gedacht. Nur in Österreich passen wir uns dem nicht vorhandenen Verständnis und Geschmack an. Aber das ist ein anderes Thema.

Dieser Spaziergang zeigte eine Sache, die eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, besonders bei jenen, die zwar laut von Toleranz schreien, keine Ahnung davon haben und selbst nicht leben, wer sich verständigen will kann dies auch dann, wenn man die Sprache selbst nicht kann. Ob nun in Englisch oder im Dialekt vor Ort, ob mit wenigen italienischen Sprachbrocken, mit Händen und Füßen, mit Zeichensprache oder Zeichnungen oder wie auch immer, nicht die Sprache selbst ist das Hindernis, sondern der fehlende Wille. Der Wille war vorhanden und so unterhielt sich jeder mit jedem. Ich nenne dies einen lebendigen Geist walten zu lassen.

Da das Abendessen auf uns wartete und wir nicht das Personal warten lassen wollten, drehte sich der gesamte Pulk nach einem obligatorischen Fotohalt um und zog wieder gegen das Hotel Michaela zurück. Im Hotel angekommen wuselten erst einmal die Teilnehmer kreuz und quer durch das Hotel, auf das Zimmer oder auf die Suche wo ist wer. Und dann fanden wir einen Platz und dabei wurde wieder optimal verteilt. Doch dann kam das Essen. Wenn das Wetter die Denkmalenthüllung nicht ermöglicht hätte, alleine für das Essen wäre die Reise nach Sappada gerechtfertigt gewesen. Ich jedenfalls könnte mich ohne schlechtes Gewissen daran gewöhnen.

Unser Kommandant, Oberst Jordan Robert, machte während des Essens folgende trockene Bemerkung: „Den Franzosen geht es heute schlecht!“ Als einige erstaunt aufschauten, meinte er weiter und ebenso trocken: „Man isst ja bekanntlich wie Gott in Frankreich. Ich stelle fest, Gott ist nach Italien ins Hotel Michaela umgezogen!“

Und nach dem genussvollen Vertilgen des Menüs, welches preisverdächtig und preiswürdig war, wurden Gastgeschenke durch IKKH Herta Margarete und Sandor von Habsburg-Lothringen-Toskana an die anwesenden verteilt.

Auch wenn sich dann langsam die Reihen lichteten, ich war bei den Letzten, die die Stellung hielten und wer mich kennt, wird sich nicht wundern, eher hätte es niemand anders erwartet. Und so bat Oberst Jordan, von dem ich weiß, dass er zu einer ziemlich menschenverachtenden Zeit aufsteht, dass er mich gegen acht Uhr anruft, damit ich pünktlich gestellt bin. Doch es war für mich eine ungewohnte Zeit ins Bett zu gehen und so kam ich mit Hilfe der Weckerfunktion meines Mobiltelephons aus eigener Kraft aus dem Bett und war dafür anscheinend der Erste beim Frühstück. Dafür habe ich festgestellt, Oberst Jordan hatte umsonst versucht mich über das Haustelephon zu wecken. Für andere Ereignisse dieser Art gut zu wissen.

So, jetzt ist es Samstag, der Tag der Enthüllung. Und wir wären nicht in Italien, wenn es nach Plan gegangen wäre. Es erinnerte mich an eine Werbung für ein Bonbon, sind sie zu stark, dann bist du zu schwach. Also es reicht, wenn die Leute vor Ort wissen, was gemacht werden soll und da gehört auch dazu, dass eine ungefähre Zeitangabe ausreichend ist. Improvisation ist nun einmal Alles und es funktioniert durchaus. Nicht fragen warum, die Hauptsache ist, es funktioniert. Wozu dann nervös werden? Nein, es ist nur mein persönlicher Eindruck südländischer Leichtigkeit und trotzdem waren die Beteiligten mehr als nur verlässlich. Unvorhergesehene Ereignisse gibt es immer, die nicht eingeplant werden können.

So wurden wir beim Sammelpunkt zum Transport zur Quelle des Piave auf Kleinbusse aufgeteilt. Und diese Straße zur Quelle ist für mich eine Traumstraße. Jeder, der diese jedoch einmal selbst fährt, wird mit Garantie über mich den Kopf vor lauter Unverständnis schütteln, dennoch, diese Straße ist ein Traum zum Fahren. Und schon bald waren wir bei der Quelle und Alles war bestens vorbereitet. Es waren Vertreter der Guarda die Financieri, der Carabinieri, der Alpini, die Sorgente di Piave, der Alpinichor, das Kaisermuseum aus Niederösterreich, Vertreter, von denen ich sicher nicht dachte, dass diese bei einer solchen Angelegenheit anwesend sein würden, denn der Chef der Region Friaul-Julisch-Venetien, der Provinz Udine und einige andere hochrangige Vertreter des offiziellen Italiens aus den Regionen und Provinzen. Dass der Bürgermeister von Sappada anwesend sein wird, ist irgendwie logisch, weil dies in seiner Gemeinde stattfand und er natürlich auch der Hausherr ist, aber wer sonst so hier war, selbst die Organisatoren wurden davon überrascht.

Von uns Österreichern ist besonders das Wiener Duo hervorzuheben, welches auch bei den Feierlichkeiten die Bundeshymne in einer Form spielte, dass das Abspielen bei Fußballländerspielen dagegen fast schon als Trauerlied erscheint. So wohltuend habe ich unsere Bundeshymne noch nie gehört. Doch vorher sang der Alpinichor die italienische Hymne in einem Wohlklang, als wollten sie die Anwesenden einbetten in eine Gemeinschaft des Wohlfühlens. Als die Alpini die italienische Hymne sangen, dachte ich, dann kommt die österreichische Bundeshymne und wir können zum gemütlichen Teil übergehen. Nein, es kam das „Gott erhalte“ in Deutsch gesungen. Wäre dies ein Openairkonzert gewesen, ich wäre ausgeflippt.

Gut, es waren natürlich mehr Österreicher anwesend. Die Vereinigung österreichischer Peacekeeper mit ihrem Landesleiter für Vorarlberg Hptm Pittracher, war sehr gut vertreten. Bundesheerangehörige in schickem Ausgangsanzug, andere in VÖP-Adjustierung und ich im Wasgonencouleur. Und vom Wiener Duo war der Hornist im KÖL Josephinencouleur dabei. Also mehr oder weniger quer durch die wichtigsten Richtungen in Österreich, die mit dem Anlass und auch dem Haus Habsburg einen Bezug haben.

So, nachdem das Denkmal mit mehr als gedachten Reden enthüllt wurde, war genügend Zeit sich miteinander zu unterhalten. Nach dem Grundsatz, was Krupp in Essen, bin ich im Trinken, genehmigte ich mir erst einmal für meinen Kreislauf ein Piccolöchen. Anscheinend muss mein Körper und Gesichtsausdruck auf den Alpini derart gewirkt haben, dass ich schon das zweite Gläschen in der Hand hatte und die Piccolöchen haben die Eigenart, dass diese entweder verdunsten oder mit einem oder zwei Schlucken in der Leber versenkt werden. Gut, bei vier hatte ich aufgehört zu zählen und da ich fünf Finger an einer Hand habe, dürften es am Ende doch fünf Piccolöchen gewesen sein.

Eine sehr freundliche Organisationsdame in einer gelben Jacke und einem Klemmbrett mit einer Namensliste fragte mich nach meinem Namen und hackte mich ab, gab mir eine Schleife zum Anstecken. Als dann das Essen näher rückte, nahm sie mich an der Hand und führte mich zu einem Platz an der Tafel. Hilflos, wie es scheint, blieb ich an dem zugewiesenen Platz sitzen. Und so langsam füllten sich die Plätze an der Tafel. Dass mein Regimentsinhaber mir gegenüber saß, war für mich ein Höhepunkt, aber dass zu dessen rechter Seite der Pfarrer und zu seiner linken Seite der Bürgermeiste von Sappada saßen, wieso ich hier an Guarescci dachte, lag wohl an dieser Kombination. Don Camillo und Peppone. Die Herren links vom Bürgermeister waren mir zwar unbekannt, was grundsätzlich keine Bedeutung hat, aber wie ich nachher erfahren habe, waren dies die Spitzen der Regionen und Provinzen.

Das Essen, alleine dafür lohnt es sich nach Sappada zu kommen und zur Quelle des Piave zu pilgern. Nach dem Essen nahm dann der Chor im Raum Aufstellung und rundete das Ereignis sozusagen als musikalisches Dessert ab. Während die Masse sich im Refugium aufhielt, bauten vor dem Refugium die Alpini das Zelt ab, welches für sie für das Essen aufgestellt wurde. Und so wurden wir wieder auf die Kleinbusse aufgeteilt und der Weg ging über diese Traumstraße zurück zum Ausgangspunkt.

Unser Regimentsinhaber, SKKH der Erzherzog von Österreich und Prinz der Toskana, Sandor von Habsburg-Lothringen wurde währenddessen mit seiner Gemahlin und Sohn von Ettore noch weiter zur Calvihütte gefahren. Die Führung übernahm selbstverständlich unser Regimentskommandant Oberst d. Inf. Robert Jordan. Denn von dort konnten sie sich einen Überblick über die damals gebauten Forts an der Front machen. Während diese kleine Gruppe sich noch in höheren Höhen die Berge und die Geschichte in sich aufnahmen, gingen die Meisten auf ihr Zimmer um sich auszuruhen. Ab einem gewissen Zeitpunkt aber beschlich uns unten im Hotel ein mulmiges Gefühl. Zu diesem gewissen Zeitpunkt sah ich die Berge schon im Dunst oder Nebel. Und meine Traumstraße im Nebel oder diesem Dunst herunter zu fahren, gut, der Fahrer kennt hier zum Glück jeden Stein und es war auch ein Geländewagen, machte mir Sorgen. Dass ich Anatomie und Skelett habe, war ein Grund, warum ich das sehr wohl gemeinte Angebot meines Bundesbruders von den Landsmannschaften in die Messe zu gehen dankend ablehnte, ein anderer Grund war, dass ich mich in Bereitschaft stellte, weil es könnte sein, was ich mir nicht denken durfte. Und dann waren sie doch wohlbehalten zurückgekommen.

So konnte dann der Abend noch in aller Ruhe, aber mit einer gewissen Erschöpfung, die zu-gleich auch glücklich machte, in eine wohltuende Nacht und einen wohligen Schlaf übergehen. Der nächste Tag ist auch das Ende eines Ereignisses, welches so nie wieder kommen wird. Und als würde es in aller Ruhe verfließen und in Seele und Geist sickern, schwebte dann der Rest in die Zimmer und ins Bett. So ging es von einem Ereignis über das letzte Abendessen und über einen gesunden Schlaf zum Zeitpunkt, an dem wir den Ort wieder verlassen mussten. Nochmals ein Frühstück, einpacken und verladen. Abschied nehmen ist immer eine Sache mit Wehmut. Doch was sein muss, muss sein oder wie vielleicht die Italiener sagen würden: „Che sera, sera!“ Was sein wird, wird sein.

Sicher wird sein, wir kommen wieder. Nein, es ist keine Drohung, es ist ein Versprechen. Der Same ist gesät und begann zu sprießen. Jetzt müssen wir diese Pflanze nur richtig pflegen. So soll es nicht an uns liegen, vielmehr denken wir daran daraus mehr zu machen, als wir uns eventuell selbst denken. Möglichkeiten wären sehr wohl Viele vorhanden und gegeben. Es kommt nun nur darauf an, was wir daraus machen. Doch bevor wir losgefahren sind, ärgerte sich unser Oberst mit seinem Auto ab und weil ich keine Werbung machen will, weil das Unternehmen VW derzeit in der Kritik steht wegen gefälschter Angaben, kämpfte unser Oberst mit den Tücken der Scheibe auf der Beifahrerseite. Wie sich herausstellte, hatte die Elektronik einen schlechten Tag. Doch er schaffte es die Scheibe wieder zu schließen, damit zumindest die Heimfahrt sicher war. Doch zunächst besuchten wir ein kleines, aber sehr feines Museum, welches sich mit dem ersten großen Krieg vor hundert Jahren befasst. Und wir stiegen noch zu einem Wasserfall hoch. Es war der letzte imposante Eindruck, den wir uns gaben, bevor wir dann die Rückreise wirklich antraten.

Geblieben sind jedenfalls die unwirklichen Wände der Berge, die wie eine Kulisse wirkten. Keine Filmkulisse kann so imposant sein, wie die Wirklichkeit es ist. Und so kam ich wieder zurück, dort, wo ich abgeholt wurde, wurde ich wieder abgegeben. Um 06.45 Uhr am Freitag abgeholt und um 17.15 Uhr am Sonntag abgegeben. Die Zeit dazwischen? Ein Abenteuer – nicht nur im Kopf!

Nun, es wird sicher noch viele andere Gelegenheiten geben, die mit unserem Regiment erlebt werden können und jedes Ereignis wird anders sein. Nicht zu vergleichen mit diesem, eben einzigartigen Wochenende.

Euer

Burghard Ostertag, Mjr d. Inf.
Regimentsphilosoph

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